Kniescheiben-Luxation (Patella Lux) beim Hund: Ursachen, Diagnose, Therapie und Prognose
Die Operation zur Behandlung einer Patellaluxation (Kniescheibenverrenkung) beim Hund zielt darauf ab, die Kniescheibe (Patella) wieder in ihre natürliche Position zu bringen und dort zu stabilisieren. Patellaluxationen treten häufig bei kleinen Hunderassen auf und können je nach Schweregrad Schmerzen, Lahmheit und Gelenkschäden verursachen. Der chirurgische Eingriff variiert je nach Grad der Luxation (Grad 1-4) und den spezifischen anatomischen Problemen, die vorliegen.
Ziel der Operation ist es, die biomechanische Achse des Knies zu korrigieren und die Patella in der richtigen Position innerhalb der Gleitrinne des Oberschenkelknochens (Trochlea) zu halten, um eine normale Funktion des Knies zu gewährleisten.
Die Operation ist eine bewährte Methode zur Behandlung der Patellaluxation und hat in den meisten Fällen eine sehr gute Prognose. Allerdings sind gründliche Diagnostik, eine sorgfältige chirurgische Technik und eine strukturierte Nachsorge essenziell, um die Risiken zu minimieren und den langfristigen Erfolg sicherzustellen.
Wir können Ihnen helfen, die beste Entscheidung für den individuellen Fall zu treffen.
Nachfolgend eine detaillierte Übersicht über die verschiedenen Aspekte der Operation:

Ablauf der Operation
Chirurgische Schritte:
- Trochleoplastik (Vertiefung der Gleitrinne): Falls die Trochlea zu flach ist, wird sie chirurgisch vertieft. Am häufigsten wird hier die Keiltechnik eingesetzt: Ein Stück Knorpel und Knochen wird entfernt, der Bereich vertieft und das entfernte Stück anschließend wieder eingesetzt.
- Tibial Tuberosity Transposition (TTT): Falls die Ansatzstelle der Patellasehne am Schienbein verschoben ist, wird diese knöcherne Ansatzstelle chirurgisch versetzt, um die Zugrichtung der Patella zu korrigieren. Zur Fixierung der verlagerten Ansatzstelle werden Drähte in den Knochen eingebracht. Diese verbleiben ein Leben lang und werden nicht wieder entfernt.
- Gelenkkapsel- und Faszienraffung. Diese wird mit resorbierbaren Fäden durchgeführt und strafft die Kapselstrukturen des Kniegelenks, um den übermäßigen Bewegungsspielraum einzuschränken und Stabilität zu gewährleisten.
- Wundverschluss: Die Wunde wird schichtweise verschlossen, und das Bein wird eventuell bandagiertVerein
Nachsorge:
- Schmerzmanagement: Schmerzmittel und Entzündungshemmer.
- Physiotherapie: Bewegungstherapien zur Förderung der Heilung und Wiederherstellung der Gelenkfunktion.
- Bewegungseinschränkung: Begrenzte Bewegung für mehrere Wochen, um die Heilung zu ermöglichen.
- Regelmäßige Kontrollen: Überprüfung des Heilungsverlaufs durch den Tierarzt.
Vorteile der Operation
- Verbesserung der Lebensqualität:
Eine korrekt durchgeführte Operation ermöglicht es dem Hund, sich schmerzfrei zu bewegen, was seine allgemeine Lebensqualität deutlich verbessert. - Reduktion von Schmerzen:
Die Operation beseitigt die Hauptursache der Schmerzen (die Fehlstellung und Reibung in der Patella-Gleitrinne) und verhindert weitere Schmerzen durch Folgeprobleme wie Arthrose. - Vermeidung von Gelenkverschleiß:
Die Korrektur der Luxation reduziert die unnatürliche Belastung des Kniegelenks, wodurch das Fortschreiten degenerativer Erkrankungen wie Arthrose verlangsamt oder gestoppt werden kann. - Wiederherstellung der Beweglichkeit:
Hunde, die vor der Operation hinken oder das betroffene Bein nicht belasten konnten, erlangen häufig eine normale oder nahezu normale Bewegungsfähigkeit zurück. - Anpassung an individuelle Probleme:
Da verschiedene chirurgische Techniken existieren, kann der Eingriff individuell auf die anatomischen Besonderheiten des Hundes abgestimmt werden.
Nachteile der Operation
- Chirurgische Risiken:
Wie bei jedem operativen Eingriff besteht ein Risiko für Komplikationen wie Infektionen, Blutungen oder Narkosekomplikationen, insbesondere bei älteren oder gesundheitlich angeschlagenen Hunden. - Kosten:
Die Operation kann je nach Schweregrad der Luxation, Größe des Hundes und der angewandten Technik kostspielig sein. Zusätzlich können Kosten für die Physiotherapie anfallen- Rehabilitationszeit:
Die Nachsorge erfordert Zeit und Geduld seitens des Besitzers. Bewegungseinschränkung und kontrollierte Physiotherapie sind sehr hilfreich für den Erfolg der Operation.- Mögliche Komplikationen:
Implantate wie Schrauben oder Drähte können sich verschieben, brechen oder Reizungen verursachen.
Eine Überkorrektur oder unzureichende Korrektur kann die Bewegungsmechanik beeinträchtigen und erneute Probleme verursachen- Erneutes Auftreten
In seltenen Fällen kann die Patella trotz Operation erneut luxieren, besonders wenn andere anatomische Faktoren wie starke Fehlstellungen der Hintergliedmaße bestehen.- Langfristige Einschränkungen:
Bei fortgeschrittener Arthrose oder schweren Knorpelschäden vor der Operation kann die Bewegungsfähigkeit des Gelenks trotz erfolgreicher Operation eingeschränkt bleiben.- Individuelle Unterschiede
Der Erfolg der Operation hängt von Faktoren wie dem Schweregrad der Luxation (Grad 1–4), der Rasse, dem Alter des Hundes und dem Vorhandensein weiterer orthopädischer Probleme ab.
- Rehabilitationszeit:
Erfolgsaussichten
Geeignet für eine Operation:
- Hunde mit Grad-2- bis Grad-4-Patellaluxationen.
- Hunde, die Symptome wie Lahmheit, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen zeigen.
Evtl. nicht geeignet für eine Operation:
- Hunde mit nur milden Symptomen (Grad 1), die ohne Operation gut zurechtkommen.
- Hunde mit schweren Begleiterkrankungen, die ein hohes Narkoserisiko darstellen.
- Sehr alte Hunde, bei denen eine invasive Behandlung nicht sinnvoll ist.
- Hunde mit schweren Begleiterkrankungen, die ein hohes Narkoserisiko darstellen.
Die Prognose ist bei rechtzeitiger und korrekt durchgeführter Operation in der Regel gut. Hunde mit milden bis moderaten Patellaluxationen (Grad 1–2) haben oft eine vollständige Wiederherstellung der Beweglichkeit. Bei schweren Fällen (Grad 3–4) kann es zu einer Rest-Lahmheit oder Arthroseentwicklung kommen, wobei die Operation dennoch die Lebensqualität deutlich verbessern kann.
Die operative Behandlung der Patellaluxation beim Hund bietet viele Vorteile, hat jedoch auch potenzielle Nachteile und Risiken. Eine detaillierte Abwägung dieser Punkte ist wichtig, um die bestmögliche Entscheidung für den Hund zu treffen.
Fallbeispiele:
Patient: Max
Tierart: Hund
Rasse: Französische Bulldogge
Alter: 2 Jahre
Geschlecht: Männlich
Anamnese:
Max zeigte Immer wieder ein „komisches“ Gangbild. Läuft zwischendurch auf 3 Beinen – hob beim Laufen das rechte Bein immer wieder an. Laut Besitzer zeigte sich dieses Laufbild schon in seinen frühen Lebensmonaten.
Nach der klinischen Untersuchung stellte sich heraus, dass Max an einer genetisch bedingten Vorerkrankung litt.
Er hatte diagnostisch eine beidseitige Patella Lux Grad 3. Da er ja irgendwie laufen musste, hat er dann die linke kranke Seite belastet, um die rechte Hintergliedmaße zu entlasten.
Leider musste Max deswegen zweimal im Abstand von 3 Monaten operiert werden, da er auf beiden Seiten am Kniegelenk erkrankt war. Beidseits sprang immer wieder die Kniescheibe heraus.
Diagnostische Maßnahmen:
- Röntgendiagnostik
Diagnose:
Patella Luxation beidseits Grad 3
Therapie:
Beidseitige Operation am Kniegelenk, um die Biomechanik im Kniegelenk wieder zu korrigieren.
Prognose:
Max zeigt nach einer längeren Regenerationsphase von insgesamt 6 Monaten wieder ein fast normales Gangbild. Beim schnellen Laufen hebt er das linke Bein zwischenzeitlich selten mal kurz an. Das gesamte Laufbild hat sich aber um 80 % gebessert. Eine 100%-ige Heilung ist bei dieser genetisch bedingten Erkrankung unwahrscheinlich.