Hüftgelenkserkrankungen bei Hund & Katze: Ursachen, Diagnose, Therapie und Prognose

Hüftgelenkerkrankungen können bei Hunden und Katzen zu erheblichen Einschränkungen und Schmerzen führen. Eine frühzeitige Diagnose und eine geeignete Behandlung sind entscheidend, um das Leben des Tieres zu verbessern. In vielen Fällen können chirurgische Eingriffe eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität bewirken.

Nachfolgend eine detaillierte Übersicht über die verschiedenen Aspekte der Erkrankung:

Ursachen und Pathogenese

Hüftgelenkdysplasie

Die Hüftgelenkdysplasie (HD) ist eine häufige Gelenkerkrankung bei Hunden, insbesondere bei größeren Rassen. Es handelt sich um eine Entwicklungsstörung des Hüftgelenks, bei der das Gelenk nicht richtig ausgebildet ist und die Hüftpfanne sowie der Oberschenkelkopf nicht gut zueinander passen. Dies führt zu einer Instabilität des Gelenks und kann schmerzhafte Entzündungen sowie eine schrittweise Zerstörung des Gelenkknorpels verursachen.

  • genetisch bedingt, bestimmte Rassen sind prädisponiert, darunter Labrador, Retriever, Berner Sennenhunde, Deutsche Schäferhunde und Golden Retriever.
  • Aber auch bei Mischlingen und Hunden unter 25kg gewinnt diese Erkrankung an Bedeutung.
  • Umwelteinflüsse, wie etwa schnelles Wachstum, Übergewicht oder falsche Bewegung während des Wachstums, verschärfen die Erkrankung.
  • Eine falsche Ernährung in der Wachstumsphase kann auch das Risiko erhöhen.

Femurkopfhalsnekrose bei der Katze
Die Femurkopfhalsnekrose (auch Hüftkopfnekrose genannt) bei Katzen ist eine ernste Erkrankung, bei der der Oberschenkelkopf (Femurkopf) aufgrund einer mangelnden Blutversorgung abstirbt. Dies führt zu einer Schädigung des Hüftgelenks, da der Oberschenkelkopf seine Nährstoffversorgung verliert und der Knorpel abgebaut wird. Infolgedessen kann das Gelenk nicht mehr richtig funktionieren, was zu Schmerzen, Lahmheit und eingeschränkter Beweglichkeit führt.

  • Die genaue Ursache der Femurkopfnekrose bei Katzen ist nicht bekannt.
  • Trauma, genetische Faktoren, und Durchblutungsstörungen können die Ursache sein

Legg-Calve-Perthes
Legg-Calvé-Perthes-Erkrankung (LCPD) ist eine Erkrankung, die den Oberschenkelkopf (Femurkopf) bei Tieren, insbesondere bei Hunden, betrifft. Sie ist eine seltene, aber ernsthafte Gelenkerkrankung, bei der es zu einer Abnahme der Blutversorgung des Oberschenkelkopfes kommt, was zu dessen Nekrose (Absterben des Knochens) führt. Diese Erkrankung ist vor allem bei kleinen Hunderassen bekannt, bes. beim West-Highland-Terrier.

  • Die genaue Ursache von LCPD ist nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass eine unzureichende Blutversorgung des Oberschenkelkopfes zu seiner Degeneration führt.
  • Diese Durchblutungsstörung kann genetisch bedingt sein, jedoch spielen evtl. auch Umweltfaktoren eine Rolle.

weitere Hüftgelenkserkrankungen
als weitere Erkrankungen sind neben den Arthrosen des Hüftgelenkes auch Subluxationen oder Luxationen zu nennen, die chronisch aus einer der oben genannten Erkrankungen heraus resultieren, aber auch unfallbedingt sein können.

Frakuren des Oberschenkels nahe des Hüftgelenkes – zumeist unfallbedingt – zählen auch zu den Hüftgelenkserkrankungen.

Femurkopfhalsresektion (FKHR)

Eine Femurkophalsresektion beim Hund und der Katze ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem der Oberschenkelhals (Femurhals) und auch der Hüftkopf (Femurkopf) entfernt werden. Dies geschieht, um Schmerzen zu lindern, die durch Erkrankungen oder Verletzungen des Hüftgelenks verursacht werden.

  • Diese kann bei allen Hüftgelenkserkrankungen durchgeführt werden.
  • Die Schmerzen werden beseitigt. Dennoch kann eine Restlahmheit zurückbleiben, die aber zumeist anatomisch bedingt ist durch eine Verkürzung des Beines.
  • Es bildet sich nach Entfernung des Femurkopf und -Halses eine bindegewebige Struktur am ehemaligen Gelenk, die mit Muskeln und Bindegewebe als Ersatzgelenk dient.
  • es handelt sich um eine gängige Operationsmethode bei Katzen und kleinen Hunden. Aufgrund deren Gewichtes sind die Beeinträchtigungen postoperativ minimal. Die Erfolgsaussichten der klinischen Besserung sind als sehr gut zu bewerten
  • bei mittelgroßen und großen Hunden ist diese OP-Methode eine Einzelfall-Entscheidung, da es bessere OP-Methoden gibt.
  • eine Physiotherapie nach der Operation ist sehr hilfreich und fördert den Muskelaufbau und Regeneration.

Totalendoprothese

Eine Hüftprothese (Totalendoprothese, TEP) beim Hund wird in der Regel eingesetzt, wenn schwere Hüftgelenksprobleme wie Hüftdysplasie (HD), Arthrose oder traumatische Gelenkschäden vorliegen. Sie stellt eine langfristige Lösung dar, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit des Hundes wiederherzustellen.
Eine Hüftprothese kann einem Hund mit schweren Hüftproblemen ein schmerzfreies Leben ermöglichen. Wichtig ist eine gute Voruntersuchung, um zu entscheiden, ob die OP die beste Option ist.

Wann ist eine Hüftprothese sinnvoll?:

  • wenn Schmerzmittel nicht mehr ausreichen
  • der Hund muss ausgewachsen, der Knochenwachstum abgeschlossen sein.
  • wenn der Hund zu schwer ist für eine Femurkopfhalsresektion, oder sportlich aktiv sein soll.
  • wenn der Besitzer die Kosten von ca. 4000,- bis 6000,- € tragen kann.
  • wenn der Besitzer die bestmögliche Therapie für seinen Hund bevorzugt. Die TEP gilt als Goldstandard in der Therapie

Arten der Prothesen:

  • Zementierte Prothese: Wird mit Knochenzement fixiert, gut für ältere Hunde mit schwachem Knochenbau.
  • Zementfreie Prothese: Wächst in den Knochen ein, bevorzugt bei jungen und aktiven Hunden.

Wir können Sie gerne zur Endoprothetik beraten. Wir können auch Empfehlungen aussprechen, wo eine solche Operation durchgeführt werden kann.

Denervation

Die Denervation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem gezielt Nerven durchtrennt werden, um chronische Schmerzen zu lindern. Sie wird vor allem bei schwerer Arthrose des Hüfteglenkes eingesetzt. Die Schmerzsignale werden prinzipiell über Nerven vom Gelenk an das Gehirn weitergeleitet.
Bei der Denervation werden diese sensiblen Nervenfasern chirurgisch durchtrennt, sodass keine Schmerzsignale mehr weitergeleitet werden.
Das Gelenk bleibt mechanisch unverändert, aber der Schmerz wird nicht mehr wahrgenommen.

Wann wird die Denervation durchgeführt?
Diese Therapieform empfiehlt sich insbesondere für große Hunde.

  • bei schwerer Arthrose , die nicht mehr ausreichend mit Medikamenten behandelt werden kann.
  • eine Endoprothese (künstl. Hüftgelenk) nicht mehr möglich ist, oder nicht gewünscht ist.
  • eine Femurkopfhalsresektion nicht möglich ist
  • bei sehr alten Hunden, wo noch ein kleiner chirurgischer Eingriff möglich ist.

Vorteile der Denervation:

  • schnelle Schmerzlinderung – die meisten Hunde zeigen bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung:
  • Minimale Beeinträchtigung der Gelenkfunktion.
  • postoperativ dauerhaft weniger bis keine Schmerzmedikamente mehr nötig.
  • wenig invasive Operation – die Operation ist weniger belastend, da es ein kürzerer Eingriff ist, als andere Gelenkoperationen.

Nachteile der Denervation:

  • Möglicherweise nicht dauerhaft – In einigen Fällen regenerieren sich die Nerven, sodass der Schmerz nach Monaten oder Jahren zurückkehren kann.
  • Die Grunderkrankung bleibt bestehen – Die Denervation behandelt nur den Schmerz, nicht die Ursache (z. B. Arthrose).
  • Nicht für jeden Hund geeignet – In sehr fortgeschrittenen Fällen kann ein Gelenkersatz oder eine Amputation die bessere Wahl sein.

Diagnose & Prognose

Diagnose:

  • Zur richtigen Diagnose sind neben einer klinischen Untersuchung des Tieres auch Röntgenbilder vom Hüftgelenk anzufertigen.
  • Die Diagnose kann schnell gestellt werden. Weitere Diagnostika , wie zb. Computertomographie, sind nicht notwendig.

Prognose:

  • die Prognose ist bei allen Therapieverfahren i.d.R. sehr gut.
  • eine dauerhafte Schmerzmediaktion ist i.d.R. dann nicht mehr notwendig.

Fallbeispiele:

Patient: Pumba

Tierart: Katze
Rasse: EKH
Alter: 2 Jahre
Geschlecht: Männlich

Anamnese:

Pumba kam im Notdienst in unsere Praxi. Er hatte hochgradige Schmerzen an der linken Hintergliedmaße. Laut Besitzer sind die Schmerzen plötzlich vor 2 Tagen aufgetreten. Die Ursache ist unbekannt.

Wegen der starken Schmerzen mussten wir Pumba leicht sedieren, um die Untersuchung zur weiteren Abklärung durchführen zu können.

Diagnostische Maßnahmen:

  • Röntgendiagnostik in Kurznarkose

Diagnose:

Femurkopfhalsfraktur

Therapie:

Operation, Femurkopfhalsresektion

Prognose:

Pumba hat die Operation gut überstanden. Schon nach wenigen Tagen konnte er die Gliedmaße gut belasten. Die Prognose bei Pumba ist sehr gut. Dies ist aber auch der Situation geschuldet, dass er nur in der Wohnung gehalten wird.

Eine solche Operation wäre für eine Katze, die dauerhaften Freigang hat und alleine die Umgebung erkundet suboptimal, da sie mit dem Handicap nicht schnell vor Gefahren flüchten kann.